Unsere Reise nach Kenia im November 2013 war für uns eines der intensivsten und schönsten Erlebnisse der letzten Jahre. Es war so faszinierend, hin einzutauchen in eine völlig andere Welt, das Leben mit ganz neuen Augen zu sehen. Und etwas ganz besonderes war es für uns, so viele fröhliche und liebevolle Menschen zu treffen. Menschen, die zwar in Armut leben, aber eine solche Gastfreundschaft und Liebe vorleben, dass man sich gleich als Freund und Bruder willkommen und angenommen fühlt.

Erfahrungen im Dorcas Kinderheim

In unserer ersten Woche hatten wir die Möglichkeit das Dorcas Kinderheim in einem Dorf namens Kinango kennenzulernen. Die beiden Eltern des Kinderheimes, Jane und Jonathan Khakala, kümmern sich hier liebevoll um über 30 Kinder. Einige von ihnen sind bereits erwachsen und gehen aufs College oder studieren in Mombasa. Wenn man bedenkt, aus welchen Verhältnissen die Kinder kommen, wird einem erst richtig bewusst, wie wertvoll eine solche Ausbildung für die Zukunft der Menschen ist. Neben der Möglichkeit einer schulischen Ausbildung bietet das Heim den Kindern vor allem eines: ein echtes Zuhause. Wie in einer großen Familie spielen die Kinder zusammen, essen, machen Hausaufgaben und streiten ab und zu. Aber vor allem wird viel gelacht und gealbert. Wenn die großen Kinder vormittags zur Schule gegangen sind, haben wir mit den Kleinen gemalt, gespielt, Wäsche gewaschen oder einfach gechillt.
Rechtzeitig zum Mittagessen sind auch die Schulkinder wieder erschienen. Für diese ging es allerdings nach dem Essen und einer kleinen Pause gleich wieder zur Schule bis zum späten Nachmittag. Zum Essen gab es meistens Ugali, einen afrikanischen Maisbrei mit verschiedenem Grüngemüse. Während die Kinder sich fast ausschließlich von Ugali ernährten, wurden uns, den Gästen, immer wieder ganz unterschiedliche Mahlzeiten serviert. Am zweiten Tag beispielsweise wurde als Zeichen der Gastfreundschaft ein Huhn für uns geschlachtet und zubereitet. Bis auf ein paar Ausnahmen war das Essen wirklich sehr lecker.

Um so viele Kinder jeden Tag versorgen zu können hatte Pastor Jonathan die Idee, eine eigene Farm zu bewirtschaften. Er pflanzt dort neben Mais auch noch Spinat, Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch, Bananen und für uns unbekanntes Grünzeug an. Außerdem hat er einige Kühe und Ziegen. Da es in den Sommermonaten sehr trocken ist und lange nicht regnet hat er ein eigenes Wasserreservoir gegraben. Er bezeichnet es immer als seinen „Ozean“. Die Arbeit auf der Farm ist sehr hart und anstrengend. Wir waren an einem Tag dabei und waren danach sehr erschöpft. Besonders die starke Sonne hat uns zu schaffen gemacht.

Während unserer Zeit in Kinango gab es über Open Heaven eine Spende eines Kindergartens aus Deutschland. Zusammen mit den Eltern überlegten wir, was die Kinder am nötigsten brauchen und was als nächstes dran ist. So sind wir auf die Idee gekommen, für jedes Kind einen Stuhl, einen großen Tisch und Schränke für die Zimmer zu kaufen. Da es vorher zu wenige Stühle gab, saßen die Kinder meistens auf dem Boden. Der große Tisch bietet viele Möglichkeiten um gemeinsam Hausaufgaben zu machen, zu essen und zu spielen. Und die Schränke sollen Helfen die Unordnung ein wenig zu minimieren und die sauberen Kleider entsprechend aufzubewahren.

Am Samstagnachmittag haben wir gemeineinsam mit dem Pastor und den Kindern gesungen, das hat unheimlich viel Spaß gemacht. Die Kinder singen mit so viel Begeisterung, sehr laut und aus vollem Herzen. Bei dem Gesang bewegt man sich rhythmisch mit der Musik. Am Sonntag haben wir mit den Kindern die eingeübten Lieder im Gottesdienst vorgesungen. Die Atmosphäre war schon ein bisschen anders, man hat gemerkt, dass sie ein wenig aufgeregt waren. Überhaupt der Gottesdienst war eine interessante Erfahrung. Es war alles viel freier, keine strenge Liturgie, wie wir es von unserer Landeskirche gewohnt sind. Die Predigt hat sich sehr in die Länge gezogen, aber zum Glück hat Pastor Jonathan für uns alles ins Englische übersetzt. Sonst wären wir vielleicht eingeschlafen. 🙂 Das gemeinsame Beten wird in Afrika übrigens wörtlich genommen, das bedeutet, dass alle Gottesdienstbesucher gleichzeitig beten. Für uns war das anfangs ein wenig fremd. Es wird sehr charismatisch gebetet, aber es kommt von ganzem Herzen, das merkt man auf jeden Fall.
Das Dorcas Kinderheim hat uns auf vielen Ebenen sehr bewegt. Am meisten ist uns jedoch bewusst geworden, dass der ganze Komfort in unserer westlichen Welt viel zu sehr überbewertet wird. Die Kinder und auch die Eltern, Jane und Jonathan, besitzen nicht viel. Aber sie machen einen so glücklichen und fröhlichen Eindruck und haben uns auch immer wieder damit angesteckt. Es war so wundervoll mit ihnen zu leben und ihre Freude, die Unbeschwertheit und den großen Glauben an Gott mit ihnen zu teilen. Wir haben uns entschieden, das Kinderheim weiterhin auch finanziell zu unterstützen und hoffen, dass auch viele andere sich dazu entschließen.

Begegnungen bei HOPE FOR HOPE

Das Projekt HOPE FOR HOPE in Mombasa wurde von Reg vor einigen Jahren initiiert und ist seitdem stets gewachsen. Reg setzt sich sehr stark für die Kinder und Jugendlichen aus schwierigen ärmlichen Verhältnissen ein. Mit HOPE FOR HOPE möchte er den Menschen dort vor allem eines schenken: Hoffnung. Für uns war es sehr bewegend mitzuerleben, mit wie viel Liebe, Ehrgeiz und Aufopferung Reg das Projekt aufbaut und selbst an schwierigen Tagen nie daran denkt, aufzugeben. Hope for Hope besteht aus mehreren Teilprojekten, die wir uns an verschiedenen Tagen angeschaut und miterlebt haben.

Zu Beginn unserer Zeit in Mombasa waren wir im Rescue-Center. Das Rescue-Center ist so etwas wie ein Kindergarten und eine Grundschule für Kinder, deren Eltern sich eine staatliche Schule nicht leisten können. Lautstark und herzlich wurden wir ¨Mzungus¨ (¨Weiße¨) von ca. 40 Kindern begrüßt. In den ersten Minuten haben uns die Kinder verschiedene, eingeübte Spiele vorgeführt. Da ging es sehr laut und fröhlich zu. Später hat Christine (meine Frau) ihre erste Schulstunde in Afrika absolviert und hat den Kindern von Deutschland erzählt. Begrüßt wurden wir ganz freundlich auch von Madam Sussann (die Gründerin des Rescue-Centers) und Teacher Julias. Während sich Madam Susann um die ganz kleinen Kinder kümmert, unterrichtet Teacher Julias die älteren Kinder (2. bis 4. Klasse). In den Pausen haben wir mit den Kindern Fußball gespielt, Jungs gegen Mädchen. Und da es mehr ältere Mädchen gibt als Jungs, haben diese sogar gewonnen. Es hat uns sehr viel Spaß gemacht und den Kindern sicherlich auch.

Für die älteren Jugendlichen gibt es ein Tonstudio. Reg hat uns hier einige Videoclips gezeigt, die komplett von den Jugendlichen selbst produziert wurden. Das hat uns ganz schön beeindruckt. Einige von den Videoclips gibt es sogar auf YouTube. Das Tonstudio befindet sich im ‘Youth Center’. Dort lebt seit einigen Monaten auch Reg selbst mit einigen Jugendlichen in einer WG. Das Tonstudio und auch einige andere Räume werden dabei Nachts zum schlafen benutzt.
Dann gibt es auch noch das Fußballprojekt, womit alles ursprünglich mal angefangen hat. Heute trainieren die Kinder schon sehr professionell und spielen an den Wochenenden bei verschiedenen Turnieren. Mike, der Trainer der Kids, war früher mal selbst ein sehr guter Fußballer. Überhaupt ist Fußball bei den Jugendlichen die Sportart Nummer eins. Die Spiele am Wochenende haben wir uns auch angesehen und die Kids haben beide Spiele gewonnen. Bei unserer Rückfahrt in einem kleinen Nissan-Bus (Matatu, ursprünglich 9-Sitzer) mit über 30 Kindern herrschte eine wirkliche Freudenstimmung. Auch das war für uns ein unvergessliches Erlebnis, auf engstem Raum mit so vielen fröhlich, singenden afrikanischen Kindern unterwegs zu sein.

Unsere Zeit in Afrika und bei den verschiedenen Projekten war wirklich einmalig. Die vielen Begegnungen mit den fröhlichen und liebevollen Menschen aus einem ganz anderen Kulturkreis haben uns tief bewegt und geprägt. Und so möchten wir jeden ermutigen, auch mal eine solche Reise zu wagen. Man lernt dabei nicht nur zu geben, sondern viel mehr noch zu empfangen.